Ist vom Schlafwandeln die Rede, verbinden die meisten von uns waghalsige und außergewöhnliche Handlungen mit diesem Begriff. Der Schlafwandler, der nachts auf dem Dachfirst balanciert, ein Steak brät und sich am Morgen an nichts erinnern kann, ist allerdings meist ein Mythos – genauso wie die „Sicherheit des Schlafwandlers“ die den Betroffenen vor Schaden während seiner nächtlichen Unternehmungen bewahrt.
Was es mit dem Schlafwandeln wirklich auf sich hat, welche Symptome damit verbunden sind und wie sich die Schlafstörung behandeln lässt, zeigen wir hier.
Schlafwandeln – das Wichtigste in aller Kürze
- Schlafwandeln kommt bei Kindern besonders häufig vor
- Meist richten sich Betroffene mit geöffneten Augen im Bett auf – das Verlassen des Bettes oder sogar der Wohnung ist hingegen selten
- Eine Behandlung ist meist nicht notwendig
- Es ist jedoch möglich, Schlafwandeln medikamentös zu behandeln
Inhalt des Artikels
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Das Phänomen des Schlafwandelns und seine tatsächliche Bedeutung
Seit jeher hat das Phänomen des Schlafwandelns eine mystische Anziehungskraft. In Literatur und Film wird die Figur des „Mondsüchtigen“ immer wieder auf verschiedenste Arten inszeniert – und so erscheint das Schlafwandeln vielen auch heute noch als eine Art übernatürlicher Zustand.
Setzt man sich jedoch genauer mit dem Thema auseinander, wird schnell klar: Schlafwandler steigen nicht mit nach vorne ausgestreckten Armen und vom Mond angezogen aus dem Bett, um nachts auf abenteuerliche Wanderschaft zu gehen. Auch werden sie nicht von einer wundersamen Macht vor Verletzungen geschützt oder nehmen Schaden, falls man sie aufweckt. Vielmehr stellt das Schlafwandeln, der sogenannte Somnambulismus, eine Parasomnie dar. Unter einer Parasomnie wiederum versteht man unerwünschte, im Schlaf auftretende Verhaltensauffälligkeiten, die sich in ganz verschieden Formen zeigen können.
Noch konkreter handelt es sich beim Schlafwandeln um eine Aufwachstörung. Der Betroffene hat dabei meist im ersten Drittel der Nacht Probleme, komplett aus dem Tiefschlaf aufzuwachen. Während des Schlafwandelns – das übrigens genauso wie Zähneknirschen zu schlechterem Schlaf führen kann – befindet sich der Betroffene in einem „Halbwachzustand“ und kann dabei im Schlaf sprechen, sich bewegen, aufrichten oder sogar das Bett verlassen und in der Wohnung umherirren.
Dass der Schlafwandler das Bett oder sogar das Haus verlässt oder etwas kocht, kommt allerdings nur in seltenen Fällen vor. Dennoch kann er sich selbst oder auch andere durch seine Handlungen in Gefahr bringen. Die oft angenommene „schlafwandlerische Sicherheit“ gibt es nämlich in Wirklichkeit nicht – und so haben sich rund 20 Prozent der Schlafwandler während eines nächtlichen Ausflugs schon einmal ungewollt verletzt.
Somnambulismus – die Symptome und Ursachen
Während des Schlafwandelns, genau wie bei Schlaftrunkenheit und dem sogenannten Nachtschreck, befindet sich das Gehirn in einem Zustand zwischen wach und schlafend. Zwar hat der Betroffene während seiner nächtlichen Handlungen die Augen geöffnet, an die Ereignisse erinnern kann er sich aber meist nach dem Aufwachen nicht.
Somnambulismus, wie das Schlafwandeln als Form der Parasomnie genannt wird, kommt besonders oft im Kindesalter vor. Von den Erwachsenen ist hingegen nur rund ein Prozent vom Schlafwandeln betroffen. Welche Ursachen die Aufwachstörung genau hat, ist wissenschaftlich allerdings noch nicht abschließend erforscht. Doch lässt die Zahl der vom Somnambulismus betroffenen Kinder darauf schließen, dass unkoordiniertes Arbeiten der Hirnregionen, die den Schlafablauf steuern, für die nächtlichen Episoden verantwortlich ist.
Schließlich ist die Hirnreifung bei Kindern nicht abgeschlossen und eine mangelnde „Hirnkoordination“ ist darum besonders wahrscheinlich. Weiter wird außerdem angenommen, dass bei der Aufwachstörung die, für Bewegungsabläufe, zuständigen Teile des Gehirns aufwachen. Die Teile, die für die bewusste Handlungssteuerung verantwortlich sind, bleiben hingegen inaktiv.
Obwohl nicht bekannt ist, warum genau es zu der „Mangelkoordination“ im Gehirn kommt, wird angenommen, dass auch Faktoren wie Schlafmangel, Stress, schlaffördernde Medikamente, Alkohol oder Lärm das „Teilaufwachen“ aus dem Tiefschlaf begünstigen können. Der Umstand, dass Schlafwandeln insbesondere während der Tiefschlafphase auftritt, erklärt dabei zwar nicht die Ursachen der Parasomnie, liefert allerdings den Grund dafür, warum sich Betroffene meist nicht an die nächtlichen Aktivitäten erinnern können.
Die Anzeichen des Schlafwandelns sind hingegen weitestgehend bekannt. Insbesondere Handlungen wie
- Aufrichten im Bett
- Richten von Bettdecke und Kissen
- Umsehen mit leerem Blick
treten besonders häufig auf.
Selten kann es auch vorkommen, dass der Betroffene das Bett tatsächlich verlässt, sprichwörtlich „umherwandelt“ oder sogar beginnt zu putzen oder sich etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen. Meist treten diese Symptome aber nur für ein paar Minuten oder auch nur Sekunden auf.
Ganz ungefährlich ist das Schlafwandeln aber dennoch nicht. Insbesondere dann, wenn das Bett bei der nächtlichen Wanderung verlassen wird, besteht die Gefahr, zu stolpern, eine Treppe hinunterzustürzen oder sich in sonstige gefährliche Situationen zu begeben.
Den Schlafwandelnden zu wecken ist aber dennoch nur dann eine gute Idee, wenn ansonsten unmittelbarer Schaden droht. Erstens ist es üblicherweise gar nicht so leicht, die schlafwandelnde Person aufzuwecken – schließlich befindet sie sich im Tiefschlaf. Zweitens ist auch eine aggressive Reaktion des Schlafwandelnden nicht unnormal. Das Schlafwandler sich hingegen durch das Aufwecken verletzen könnten oder sonstigen Schaden nehmen, ist hingegen ein Mythos und entspricht nicht der Wirklichkeit.
Was tun gegen Schlafwandeln – Diagnose und Behandlung
Für Betroffene und ihre Familien stellt sich oft die Frage, ob und wie das Schlafwandeln behandelt werden sollte. Ob tatsächlich eine Behandlung des Somnambulismus notwendig ist, hängt dabei insbesondere mit dem subjektiven Leidensdruck des Betroffenen und seiner Angehörigen zusammen: Leidet der Betroffene unter Tagesmüdigkeit oder gefährdet er sich und andere, ist eine Behandlung unerlässlich.
Um in diesen Fällen eine passende Behandlung einleiten zu können, ist eine eingehende Untersuchung – möglichst durch einen Schlafmediziner – notwendig. So kann auch ausgeschlossen werden, dass eine neurologische Erkrankung Grund für das Nachtwandeln ist.
Hält der Arzt eine medikamentöse Behandlung des Schlafwandelns für angebracht, kann beispielsweise die Tiefschlafdauer medikamentös verringert und das Schlafwandeln so oft verhindert werden.
Das können Sie selbst gegen Somnambulismus tun
Nicht immer ist eine medikamentöse Therapie des Schlafwandelns erforderlich. Leidet der Betroffene nicht unter seinen nächtlichen Aktivitäten und schadet er sich und anderen nicht, kann eine Behandlung ganz unterbleiben.
Ein paar einfache Tricks können aber dennoch dabei helfen, die Schlafwandler-Episoden weitestgehend zu vermeiden. Selbst wenn kein Leidensdruck besteht, kann so auch der Partner durchschlafen, ohne von plötzlichen Bewegungen des Schlafwandlers geweckt zu werden:
- Regelmäßige Schlafzeiten einhalten: So kann Schlafmangel vorgebeugt werden. Schlafmangel kann nämlich den Tiefschlaf verändern und so das Schlafwandeln auslösen
- Auf Alkohol verzichten: Alkohol erhöht die Weckschwelle und verändert ebenfalls das Tiefschlafverhalten
- Aktives Entspannen: etwa durch Meditation und autogenes Training
- Stress reduzieren: Die Angst, im Schlaf ungewollte Dinge zu tun, kann Stress auslösen – und dieser wiederum kann das Schlafwandeln auslösen. Hier kann Autosuggestion helfen! Schlafwandler sagen dabei im entspannten Zustand innerlich den Satz „Sobald meine Füße auf dem Boden stehen, gehe ich direkt wieder in mein Bett.“ mehrfach auf. Hierdurch soll Entspannung erzeugt und das unbewusste Verhalten „umprogrammiert“ werden
Tritt das Schlafwandeln häufiger auf und neigt der Betroffene dazu, dass Bett zu verlassen, kann es außerdem sinnvoll sein:
- einzelne Räume durch Abschließen zu sichern
- Gefahrenquellen wie Teppiche oder Möbel zu entfernen
- Fenster abzuschließen
Schlafwandeln bei Kindern – ist eine Behandlung notwendig?
Wie schon erwähnt, tritt Schlafwandeln gerade bei Kindern besonders häufig auf. Bei den meisten verschwindet die Aufwachstörung spätestens mit der Pubertät wieder ganz von selbst. Da das Schlafwandeln prinzipiell keine negativen Folgen für die Gesundheit mit sich bringt, ist eine medikamentöse Therapie in den allermeisten Fällen nicht notwendig.
Sinnvoll kann es aber sein, Gefahrenquellen, an denen sich der Nachwuchs auf nächtlicher Wanderschaft verletzen könnte, zu entfernen bzw. Fenster und Türen zu sichern. Auch auf das Aufwecken des Kindes während des Schlafwandelns sollte besser verzichtet werden. Zwar hat auch das Aufwecken keine gesundheitsschädigenden Folgen – es wird dem Kind jedoch schwer fallen, danach wieder einzuschlafen. Besser ist es, den Nachwuchs einfach wieder behutsam ins Bett zu begleiten.
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