Viele Menschen bekommen im Urlaub und generell an fremden Orten kaum ein Auge zu. Für die meisten ist dabei zumindest in der ersten Nacht im fremden Bett an erholsamen Schlaf kaum zu denken. Dass es diesen „Erste-Nacht-Effekt“ tatsächlich gibt, bestätigt neben einer neueren amerikanischen Studie auch ein altes japanisches Sprichwort. Dieses besagt sinngemäß, dass, wer sein Kopfkissen wechselt, an Schlaf nicht zu denken braucht. Warum die alte japanische Weisheit auch heute noch gültig ist und was es mit dem „Erste-Nacht-Effekt“ auf sich hat, erklären wir hier.
In fremden Betten besser schlafen – kurz und knapp
- Die erste Nacht in fremder Umgebung ist oft kurz und wenig erholsam – dieses Phänomen wird Erste-Nacht-Effekt genannt
- Dieser Effekt ist wissenschaftlich erwiesen und wird durch eine gesteigerte Aktivität der linken Hirnhälfte auch während der Tiefschlafphase ausgelöst
- Es wird angenommen, dass der Erste-Nacht-Effekt eine Art Schutzfunktion darstellt
- Wird der fremde Ort der gewohnten Schlafumgebung angepasst, lässt sich der Effekt mindern
Inhalt des Artikels
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Was ist der Erste-Nacht-Effekt?
Gerade Menschen, die viel auf Reisen sind, kennen den Erste-Nacht-Effekt nur zu gut: Im Hotel oder in sonstigen fremden Betten schläft es sich einfach weniger erholsam als zu Hause. Selbst dann, wenn das Nachtlager eigentlich bequem ist, fühlt sich der Schlaf weniger erholsam an. Bei einigen Menschen wird er sogar durch nächtliches Hochschrecken unterbrochen. Allerdings tritt der Erste-Nacht-Effekt nicht nur im Hotelzimmer auf. Auch wer bei Freunden, den Eltern oder anderswo zu Besuch ist, schläft oft schlechter und wälzt sich ruhelos herum.
Dass unruhiges Schlafen bzw. weniger erholsames Schlafen in ungewohnter Umgebung keine Einbildung ist, belegt jetzt sogar eine amerikanische Studie. Das unangenehme, ruhelose Gefühl, das sich dabei in fremden Betten einstellt, nennen Forscher nun offiziell den „Erste-Nacht-Effekt“. Grund für das schlechte Schlafen an fremden Orten sind allerdings keine unbequemen Hotelbetten. Vielmehr ist der Umstand, dass unser Gehirn in ungewohnter Umgebung eine Art Gefahrenmodus aktiviert, Grund für die ruhelose Nacht an fremden Orten.
Warum schläft man schlecht in fremden Betten?
Vielen Menschen ist aus eigener Erfahrung bekannt, dass es sich in fremden Betten schlechter schläft. Warum genau es sich in neuer oder ungewohnter Umgebung jedoch weniger gut schläft, war lange Zeit unklar. Auch die Schlafforschung rätselte, warum genau die Umgebung die Regenerationseffekte des Schlafes so wesentlich beeinflussen kann.
Klar war lediglich, dass das Schlafen in einer neuen Umgebung einen Einfluss auf die Struktur des Schlafes hat und diese nachteilig ändert. Das „First-Night-Effect“ (Erste-Nacht-Effekt) genannte Phänomen geht dabei meist mit einer verringerten Schlafdauer, häufigerem Aufwachen sowie mit einem geringeren Erholungswert des Schlafes einher. Wie genau diese Schlafstörungen in fremden Betten jedoch zustandekommen, war lange Zeit nicht klar.
Mittlerweile ist es Forschern der Brown University jedoch gelungen, durch eine neue Studie Licht ins Dunkel zu bringen. Im Rahmen eines Experiments konnten sie zeigen, womit der schlechte Schlaf in fremden Betten wirklich zusammenhängt. Grund für den wenig erholsamen Schlaf ist laut der Autoren nämlich die linke Hirnhälfte, die sich in ungewohnter Umgebung in eine Art Alarmstellung begibt. Sie bleibt während der Nacht im Hotelbett wacher als die rechte Gehirnhälfte und verhindert so das langersehnte Ausschlafen in der ersten Urlaubsnacht.
Wie uns die linke Hirnhälfte im Hotel schlecht schlafen lässt
Um den Erste-Nacht-Effekt zu untersuchen, führten die Forscher der Brown University im Rahme ihrer Studie ein Experiment mit 35 Freiwilligen durch. Der Schlaf der Probanden in fremder Umgebung wurde dabei mittels Hirnstrommessung sowie bildgebende Verfahren untersucht.
Die Freiwilligen mussten im Rahmen des Experiments mehrere Nächte in einem Schlaflabor – also in einer anfangs ungewohnten Umgebung – verbringen. Später wurden dann die gesammelten Daten aus der ersten sowie der achten Nacht im Schlaflabor genauer untersucht und miteinander vergleichen.
Dabei stellte sich heraus: Die linke Gehirnhälfte war während der ersten Nacht im Schlaflabor auch in der Tiefschlafphase besonders ansprechbar. Aus dieser erhöhten Ansprechbarkeit während der ersten Schlaflabor-Nacht lässt sich folgendes ableiten: Offenbar bleibt die linke Gehirnhälfte beim Schlafen in ungewohnter Umgebung aktiver als die rechte. Das hat zur Folge, dass Licht oder sonstige Reize den Schlaf leichter unterbrechen können. Da die erhöhte Reiz-Ansprechbarkeit auch in der für erholsamen Schlaf wichtigen Tiefschlafphase erhalten bleibt, kann die Schlafqualität deutlich negativ beeinflusst werden.
Eine solche Art des Schlafes, bei der eine Gehirnhälfte auch während der Nacht recht aktiv bleibt, nennt man Ein-Hemisphären-Schlaf. Er kommt etwa bei Meerestieren und einigen Vogelarten vor und soll die Tiere auch während des Schlafens „alarmbereit“ halten und vor Gefahren schützen. Anzunehmen ist darum, dass es sich beim Erste-Nacht-Effekt um eine Art Steinzeit-Überbleibsel handelt, das einstmals eine natürliche Schutzfunktion auch für Menschen darstellte.
In fremden Betten besser schlafen: Wie lässt sich unruhiger Schlaf verhindern?
Der Umstand, dass der Erste-Nacht-Effekt mittlerweile wissenschaftlich erwiesen ist, bedeutet nicht, dass das unangenehme Phänomen hingenommen werden muss. Vielmehr gibt er Hinweise darauf, wie sich Schlafstörungen in fremden Betten behandeln lassen:
Der Erste-Nacht-Effekt tritt ein, weil die Schlafumgebung als ungewohnt und damit (unterbewusst) potentiell bedrohlich wahrgenommen wird. Wird sie jedoch an die gewohnten „Schlafverhältnisse“ angepasst, lässt sich der Effekt aushebeln bzw. mindern.
Eine Anpassung an die gewohnte Schlafumgebung kann dabei auf Reisen etwa durch die Mitnahme des eigenen Kopfkissens erreicht werden. Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, kann vielleicht sogar seine eigene Bettwäsche mitnehmen. Oft können jedoch auch bereits gewohnte Gerüche – wie etwa der eines bekannten Kissensprays oder Parfums – helfen, das Gehirn auszutricksen und auch im Hotel besser zu schlafen.
Erkenntnisse zum Erste-Nacht-Effekt helfen, Schlafstörungen zu behandeln
Die Erkenntnisse zum Erste-Nacht-Effekt könnten dabei helfen, in fremden Betten und zu Hause besser zu schlafen. Sie sind womöglich auch bei der Behandlung von Schlafstörungen hilfreich. Schließlich belegen die Untersuchungsergebnisse, dass das Gehirn während des Schlafens nicht stets homogen arbeitet. Hieraus könnten sich unter Umständen neue Behandlungsmethoden gegen verschiedene Schlafstörungen ableiten lassen.
Denkbar ist, dass eine „Überachtsamkeit“ des Gehirns möglicherweise auch im Zusammenhang mit anderen, dauerhaft auftretenden Schlafstörungen vorkommt. Die Überachtsamkeit könnte etwa durch Überreizungen, Stress oder besondere Lebenssituationen auftreten.
Außerdem sprechen die Studienergebnisse dafür, gerade in stressigen oder anderen besonderen Lebenssituationen besonders genau auf das eigene Schlafverhalten und die Schlafhygiene zu achten. Schließlich könnten regelmäßige Abläufe und feste Schlafenszeiten dabei helfen, das Gehirn erst gar nicht in einen „Alarmzustand“ geraten zu lassen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wie kann man auch in fremden Betten besser schlafen?
Die Tatsache, dass viele Menschen an fremden Orten schlechter schlafen, hängt mit dem sogenannten Erste-Nacht-Effekt zusammen. Dieser ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen und meint den Umstand, dass sich das menschliche Gehirn in fremder Umgebung auch während des Schlafens in eine Art Alarmzustand begibt. Allerdings lässt sich der störende Effekt oft durch eine Anpassung der fremden an die gewohnte Schlafumgebung überwinden.
Was ist der Erste-Nacht-Effekt?
Der Erste-Nacht-Effekt beschreibt das Phänomen, dass viele Menschen während der ersten Nacht in ungewohnter Umgebung oft schlechter schlafen. Mittlerweile ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Phänomen mit einer besonderen Art der Gehirnaktivität auch während der Tiefschlafphase zusammenhängt, die sich oft in ungewohnter Umgebung einstellt.
Quellen
Masako Tamaki; Ji Won Bang; Takeo Watanabe; Yuka Sasaki: Night Watch in One Brain Hemisphere during Sleep Associated with the First-Night Effect in Humans, in: https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(16)30174-9 (zuletzt abgerufen am 12.08.2020)
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