In mittlerweile mehreren Millionen YouTube-Videos flüstern Menschen leise in ein Mikrofon, trommeln auf Plastikdosen und stellen allerhand Eigenartiges an, um bei Zuschauern oder Zuhörern wohlige Entspannung auszulösen. Und tatsächlich: Bei vielen Menschen stellt sich beim Zusehen oder -hören ein angenehmes „Kribbeln am Kopf“, die ASMR-Erfahrung, ein. Doch was bedeutet es eigentlich und woher kommt das Entspannungs-Kribbeln?
ASMR – Das Wichtigste in aller Kürze
- ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response
- Als ASMR wird eine angenehme Sinneserfahrung bezeichnet, die durch bestimmte Trigger ausgelöst wird
- Geräusche, visuelle Reize oder Berührungsempfindungen können ein Trigger sein
- Die Erfahrung wird üblicherweise als angenehmes Kribbeln empfunden
- Vielen Menschen helfen ASMR-Videos beim Entspannen oder Einschlafen
Inhalt des Artikels
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Was ist ASMR überhaupt?
Die Abkürzung ASMR steht für „Autonomous Sensory Meridian Response“ und beschreibt ein Phänomen, das insbesondere auf der Videoplattform YouTube viel Aufmerksamkeit erhält. Als ASMR oder auch „unabhängige sensorische Meridian-Reaktion“ wird ein angenehmes, entspannendes Gefühl, das sich oft als Kribbeln bemerkbar macht, bezeichnet.
Wie ein angenehmer Schauer breitet sich das, durch bestimmte visuelle oder auditive Reize ausgelöste, Kribbelgefühl von Kopf bis Fuss aus. Es wird ein ähnliches Gefühl, wie bei einer sehr sanften elektrostatischen Entladung wahrgenommen. Die meisten „Betroffenen“ empfinden das kribbelnde Gefühl als beruhigend und angenehm. Zudem hilft es ihnen beim Einschlafen und es wird allgemein mit Wohlbefinden assoziiert.
Ausgelöst wird diese Erfahrung dabei durch taktile, akustische oder visuelle Reize (Trigger). Welche Reize genau das Entspannungskribbeln auslösen, kann von Person zu Person jedoch sehr unterschiedlich sein. Häufige Trigger sind beispielsweise:
- sanfte Geräusche (z. B. Händereiben, Lippengeräusche, Papierrascheln)
- leiste Stimmen und Flüstern
- bestimmte Handbewegungen
- bestimmte Berührungen (z. B. Haarkämmen).
Woher kommt das Kribbel-Phänomen?
ASMR ist ein nichtklinischer Begriff und das angenehme Kopfkribbeln ist wissenschaftlich wenig erforscht. Das es das entspannende „Kopfkribbeln“ wirklich gibt und viele Menschen dafür empfänglich sind, zeigt sich auf YouTube. Über 5 Millionen ASMR-Videos finden sich auf der Video-Plattform. Einzelne ASMR-YouTuber bringen es oft auf mehrere hunderttausend Abonnenten.
Wissenschaftliche Belege oder Erklärungen für AMSR-Erfahrungen gibt es bisher jedoch noch nicht. Allerdings sind der Neurowissenschaft einige ähnliche Phänomene, bei welchen durch Sinnesreize bestimmte Empfindungen ausgelöst werden, bekannt. Ein Beispiel dafür ist die Synästhesie, bei der Menschen beispielsweise Töne auch als Farben wahrnehmen lässt. Zudem haben Synästhesie und AMSR-Empfindungen eine weitere Gemeinsamkeit. Sie werden nur von entsprechend veranlagten Personen wahrgenommen und kommen darüber hinaus nicht bei allen Betroffenen auf die gleiche Weise vor.
Welche Hirnaktivität jedoch genau für ASMR empfindsam macht und ob man die „Kribbelentspannung“ erlernen kann, ist bisher noch vollkommen unklar. Nicht zuletzt ist das dem Umstand geschuldet, dass sich die Untersuchung des Phänomens durchaus schwierig gestaltet. Aktuell sind nämlich kaum Untersuchungsmethoden vorhanden, die ohne spezielle Elektroden oder ein MRT auskommen.
Der Trend greift um sich
Wie bereits erwähnt, gibt es bis heute nur einige wenige Studien rund um das Phänomen. Nichtsdestotrotz greift der ASMR-Trend aber insbesondere auf Videoplattformen ganz real um sich. Warum das so ist und aus welchem Grund sich die ASMR-Videos so großer Beliebtheit erfreuen, kann allerdings nur vermutet werden.
So wird von Psychologen teilweise angenommen, dass der Grund für die Beliebtheit der Videos in dem wohligen Gefühl menschlicher Zuneigung und Nähe zu suchen ist, die sie in ihren Betrachtern auslösen. Beobachtet wurde, dass die Clips dann ein Wohlgefühl hervorbringen können, wenn sie einen beruhigenden, repetitiven und insgesamt eher langweiligen Inhalt haben. Regt der Inhalt des Videos den Betrachter nicht auf und beschäftigt ihn geistig weniger, wird er oft als entspannend empfunden.
Und es ist gerade die Entspannung, die bei dem Video-Trend im Vordergrund steht. So ergab nämlich eine der wenigen, zum Thema ASMR-Videos durchgeführte Untersuchung, dass etwa 98 Prozent aller ASMR-Nutzer die eher langweiligen Videos konsumieren, um sich besser entspannen zu können. 82 Prozent gaben sogar an, dass ihnen die Videos beim Einschlafen helfen. könnten und 70 Prozent der Befragten nutzen die Videos zur besseren Stress- oder sogar Schmerzbewältigung.
ASMR zum Einschlafen oder als Therapie – klappt das bei jedem?
Vielen ASMR-Nutzern helfen die eher eintönigen Videos, die Alltagssituationen, bestimmte Geräusche und vieles mehr zeigen, bei der Stressbewältigung, beim Entspannen, Einschlafen und teilweise sogar bei der Bewältigung von Schmerzen. Aber bedeutet das auch, das ASMR für jeden geeignet ist, Schlafstörungen vertreiben kann und vielleicht sogar zur Therapie von Erkrankungen taugt?
Generell lässt sich sagen: ASMR ist nicht für jeden geeignet. Zwar gibt es viele Menschen, die ASMR-Videos als entspannend und angenehm empfinden. Andere Menschen hingegen verspüren keinerlei Effekte oder fühlen sich von den eintönigen Videos sogar genervt. „Nebenwirkungen“ sind beim Videoschauen allerdings nicht zu befürchten – darum lohnt es sich gerade in stressigen Situationen oder für eine kurze Entspannung zwischendurch, die ASMR-Erfahrung einmal selbst zu testen.
Wunder oder sogar die Lösung echter Gesundheits- oder Schlafprobleme sollte jedoch niemand von einem Entspannungsvideo erwarten. Geht es um echte psychische Erkrankungen oder echte Schlafstörungen, sollte, anstatt dem Klick auf YouTube, auf jeden Fall der Arzt aufgesucht werden.
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