Das Träumen ist zu einem großen Teil auch heute noch ein ungeklärtes Phänomen. Bereits der Umstand, dass wir uns manchmal an jedes Traumdetail erinnern können, oft aber auch das Gefühl haben, wochenlang gar nicht zu träumen, gibt Rätsel auf. Wie die Wissenschaft einige rätselhafte Phänomene rund um das Träumen erklärt, was Träume eigentlich sind und was sie bedeuten könnten, zeigen wir hier.
Träumen – Das Wichtigste in aller Kürze
- Bei Träumen handelt es sich um das subjektive Erleben während des Schlafes
- Das Träumen ist eine besondere Bewusstseinsform im Schlaf
- Blinde Menschen träumen oft anders als sehende
- Forscher gehen davon aus, dass Träume durch das erneute „Durchspielen“ von Erlebtem gewisse Lernprozesse anstoßen bzw. vertiefen
Inhalt des Artikels
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Was genau ist eigentlich ein Traum?
Jeder kann träumen – dennoch fällt es aber schwer zu beschreiben, was genau ein Traum eigentlich ist. Allgemein versteht man unter einem Traum per Definition ein Erleben, das während des Schlafens stattfindet. Das Träumen stellt dabei eine spezielle Form des Bewusstseins, jedoch keine Halluzination dar.
Von außen betrachtet befindet sich der Körper während des Träumens vollkommen oder zumindest weitestgehend in einem Ruhezustand. Der Träumer hingegen erlebt zur selben Zeit bewegte, aufregende oder sogar alptraumhafte Szenen, die ihm teilweise sehr real erscheinen. Nach dem Aufwachen kann sich der Träumer dann meistens teilweise an das Geträumte erinnern.
Obwohl Träume Teil unseres Bewusstseins sind und oft Handlungen und Szenen zum Gegenstand haben, die wir auch aus dem Alltag kennen, werden sie oft als eine Art lebendiges Halluzinationsgeschehen empfunden. Von einer Halluzination unterscheiden sich Träume aber dennoch auf zweierlei Weise: Halluzinationen finden im Wachzustand statt und können vom Betroffenen oft nicht von der Realität unterschieden werden. Der Träumende hingegen schläft und weiß darüber hinaus oft sogar, dass er gerade träumt.
Wie entstehen Träume?
Oft träumen wir von Dingen, die wir auch in der Realität schon einmal erlebt haben. Ab und an wird das wirklich Erlebte dabei um einige skurrile Aspekte erweitert. Prinzipiell handeln unsere Träume aber von realen Begebenheiten, die wir auch im Wachzustand schon einmal mit unseren eigenen Sinnen erleben konnten. Nichtsdestotrotz bleiben die Zusammenhänge, wie genau das wirklich Erlebte auch in das subjektive Erleben während des Schlafens übertragen wird, selbst für Neurowissenschaftler zum größten Teil im Verborgenen. Allerdings gibt es einige Theorien, die sich mit der Entstehung von Träumen beschäftigen.Letztendlich ist die Frage nach der Traumentstehung aber wohl genauso schwer zu klären, wie die, nach der Entstehung unseres Bewusstseins selbst.
Heute weiss man jedoch, dass das Gehirn in seiner Gesamtheit fast genauso, wie an unserem Bewusstsein im Wachzustand, auch an der Traumentstehung beteiligt ist. Bewegt man beispielsweise im Traum ein Bein, sind aller Wahrscheinlichkeit nach die gleichen Hirnareale aktiv, die auch an der tatsächlichen Bewegungsausführung im Wachzustand beteiligt wären. Gleiches gilt beispielsweise auch für das Sprachzentrum, sofern man im Traum spricht. Im Unterschied zum Wachzustand werden die Worte allerdings nicht laut, sondern nur im Traum ausgesprochen.
Darüber hinaus wurde der Frage, wie Träume eigentlich entstehen, insbesondere von Psychoanalytikern nachgegangen. Teilweise wurde dabei angenommen, dass das Träumen ein neuer, unbewusster Zustand sei, in den sich der Schlafende begibt. Das jedoch würde voraussetzen, dass der Träumende nicht dazu in der Lage ist, mit seiner Umgebung zu kommunizieren. Sieht man sich aber z. B. Fälle des luziden Träumens bzw. Klarträumens an, kann der Träumende auch mit seiner Umgebung zu kommunizieren. Die heutige Traumforschung kommt daher zu dem Ergebnis, dass das Träumen ein besonderer Bewusstseinszustand ist. Obwohl sich das Träumen selbstverständlich deutlich von der bewussten Wahrnehmung im Wachzustand unterscheidet, sind beide Bestandteil unseres Bewusstseins. Die Traumphase dient dazu, wenn man der Meinung einiger Neurowissenschaftler folgt, das im Wachzustand Erlebte erneut zu sichten und aufgenommene Information zu sortieren.
Warum träumt man?
Von vielen Wissenschaftlern wird heute davon ausgegangen, dass Träume überwiegend während der sogenannten REM-Schlafphase stattfinden. Daraus wird oft der Rückschluss gezogen, dass sie der Verarbeitung von Erlebtem und der Vorbereitung auf den nächsten Tag dienen.
Es gibt jedoch auch Denkansätze, die dem Träumen eine ganz andere Aufgabe zuschreiben. So ging Sigmund Freud beispielsweise davon aus, dass Träume dazu dienen, nachts geheimen Wünsche auszuleben. Dabei nahm er an, dass Wünsche und Fantasien „maskiert“ in unseren Träumen auftauchen. Durch diese Verfremdung soll es möglich sein, Wünsche im Traum auszuleben, ohne von einer inneren moralischen Kontrollinstanz daran gehindert zu werden.
Andere Theorien, wie etwa die des amerikanischen Psychiaters Allan Hobson, gehen davon aus, dass es sich bei Träumen lediglich um eine Art des „sinnlosen Hirnflimmerns“ ohne jede eigene Aufgabe handelt. So erklärte der Psychiater auch den Umstand, dass Träume oft unlogisch und zusammenhanglos erscheinen.
Modernere Erklärungsansätze, wie etwa die von Pisychiater Robert Stickgold beziehen sich auf “das Träumen” als Erinnerungen und Erlebnisse. Diese werden quasi innerhalb des Gehirns gesichtet, sortiert und miteinander verknüpft. Da oft nicht alle Erinnerungsteile auf Anhieb zusammenpassen, kommen teilweise bizarre oder unlogische Traumszenarien zusammen.
Wie träumen blinde Menschen?
Wie schon erwähnt, gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass wir durch Träume Erlebtes verarbeiten, Sinneswahrnehmungen erneut „sichten“ und neu sortieren. Doch was geschieht, wenn uns ein wichtiger Sinn fehlt? Wie träumen blinde Menschen, denen ein scheinbar gerade ein, für das Träumen so wichtiger Sinn fehlt?
Dieser Frage sollte auch im Rahmen einer dänischen Studie, bei der blinde Menschen zu ihrem Traumverhalten befragt wurden, auf den Grund gegangen werden. Befragt wurden dabei sowohl Menschen, die von Geburt an blind waren und auch diejenigen, die erst im Laufe ihres Lebens erblindet waren. Im Rahmen der Studie sollten sie über einen längeren Zeitraum beschreiben, ob und was sie während ihrer Träume „gesehen“, erlebt oder empfunden hatten.
Im Ergebnis zeigten die Befragungen dann: Auch Träume werden von Blinden so wahrgenommen, wie ihr übriges Leben: Nicht sehend, dafür aber mit anderen Sinnen. So gaben die Befragten etwa an, während ihrer Träume etwas geschmeckt, gerochen, gehört oder Berührungen empfunden zu haben. Keiner der von Geburt an blinden Studienteilnehmer gab darüber hinaus an, in einem Traum etwas gesehen zu haben. Studienteilnehmer die erst im späteren Verlauf ihres Lebens erblindet waren, konnten hingegen in ihren Träumen oft wieder etwas sehen.
Was bedeuten Träume?
Die Frage danach, was Träume bedeuten, ist wohl genauso schwierig zu beantworten, wie die Frage nach der Traumentstehung. Ein eigenständiges Forschungsgebiet, das sich mit der Traumdeutung befasst, wird auch als Oneirologie bezeichnet. Wirklich eindeutige und verlässliche Erklärungsansätze zur Bedeutung bestimmter Traumszenarien gibt es auch hier nicht. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Forschung am schlafenden Gehirn noch nicht ausreichend fortgeschritten ist.
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