Winterschlaf: Er ist in mehrere Schlafabschnitte unterteilt und wird von Wachphasen unterbrochen.
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Einfach verschlafen? Warum halten Menschen keinen Winterschlaf?

Die lange Reise zu weit entfernten Planeten ließ Regisseur Stanley Kubrick die Filmhelden in „2001: Odyssee im Weltraum“ in einem winterschlafähnlichen Zustand einfach verschlafen. Wer sich den Film im Winter ansieht, wünscht sich darum vielleicht, selbst etwas ganz ähnliches tun zu können: Die kalte und dunkle Jahreszeit einfach verschlafen, so wie die Haselmaus. Das diese Idee gar nicht einmal so absurd ist, zeigen jetzt neue Erkenntnisse bei der Erforschung des Winterschlafs. Doch bedeutet das nun, dass auch Menschen Winterschlaf halten können? Und wozu sollte das überhaupt gut sein?

Winterschlaf: Er ist in mehrere Schlafabschnitte unterteilt und wird von Wachphasen unterbrochen.

Das Wichtigste in aller Kürze

  • Viele Tiere halten Winterschlaf, um Energie zu sparen und um mit wenig Nahrung auszukommen
  • Er ist in mehrere Schlafabschnitte unterteilt und wird von Wachphasen unterbrochen
  • Doch es gibt auch die Theorie von einer Art Winterschlaf für den Menschen
  • Menschen halten keinen Winterschlaf, weil er für sie schlichtweg nicht erforderlich ist

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Winterschlaf: Was soll das eigentlich?

Es ist bekannt, dass einige Lebewesen die kalte Jahreszeit regelmäßig verschlafen. Aber warum halten Tiere überhaupt Winterschlaf?

Der Winterschlaf wird auch Hibernation genannt. Gemeint ist damit ein länger andauernder  Ruhezustand, in den sich bestimmte Säugetiere und einige Vögel begeben können. Üblicherweise sind dabei nur homoiotherme Tiere „winterschlaffähig“. Unter homoiothermen oder gleichwarmen Tieren versteht man Vögel oder Säugetiere, die ihre Körperkerntemperatur selbst unabhängig von der Temperatur ihrer Umwelt regulieren und konstant halten können.

Ist ein Tier hierzu in der Lage, senkt es in der Herbstzeit seine Körpertemperatur ab. Gleichzeitig werden auch Puls- und Atemfrequenz sowie Stoffwechseltätigkeiten heruntergefahren. In diesem Zustand ist der Winterschläfer dann dazu in der Lage, ohne Nahrung auszukommen und notwendige Energie allein aus der Verwertung vorhandener Fettdepots zu gewinnen.

Aber wozu das alles? Vermutlich dient der Winterschlaf von Igel, Haselmaus und Co. schließlich nicht der winterlichen Gemütlichkeit. Traditionell wird stattdessen angenommen, dass er bei Tieren durch äußere Faktoren wie niedrigere Außentemperaturen oder ein vermindertes Nahrungsangebot ausgelöst wird. Durch den Schlafzustand – aus dem das Tier bei Gefahr übrigens durchaus erwacht – verbraucht es über längere Zeit wenig Energie und ist nicht auf Nahrung angewiesen.

Zusätzlich besteht heutzutage die Annahme, dass hormonelle Umstellungen der Tiere in der Winterzeit sowie eine durch weniger Tageslicht verminderte Vitamin D-Produktion die Produktion eines „Erstarrungshormons“ auslösen.

Sogar die Verwandten des Menschen schlafen 

Bisher wurde stets angenommen, dass nur einige wenige Tiere Winterschlaf halten. Unter ihnen insbesondere Igel, Mäuse oder auch der bekannte Siebenschläfer. Vor nicht allzu langer Zeit wurde an der Universität Marburg jedoch eine Entdeckung gemacht, die diese Annahme auf den Kopf stellen sollte:

Die Forscher entdeckten eine Affenart, die ebenfalls eine Art Winterschlaf hält. Allerdings macht sich die auf Madagaskar beheimatete Lemurenart die energiesparenden Eigenschaften des Winterschlafs dabei in den besonders heißen Sommermonaten zu Nutze. Die Affenart ist durch bestimmte Schaltergene dazu in der Lage, welche winterschlafauslösende Enzyme bedarfsgerecht aktivieren oder auch deaktivieren können. Hierdurch kann sich der Stoffwechsel bedarfsgerecht, von der üblichen Kohlenhydratverbrennung auf die Fettverbrennung umzustellen. So ist der Affe – ähnlich wie bei einem Igel – in der Lage, während des Winterschlafs Energie zu sparen und von vorhandenen Fettreserven zu zehren. 

Was diese Entdeckung so interessant macht? Prinzipiell unterscheiden sich Menschen nicht grundlegend von sonstigen Säugetieren. Und insbesondere zwischen Menschen und Affen liegt eine besonders hohe genetische Gleichheit vor. Die Erkenntnis, dass der Winterschlaf der Lemuren Madagaskars durch Schaltergene ausgelöst wird, die auch beim Menschen vorhanden sind, macht ihn darum auch für den Menschen – zumindest theoretisch –  zu einer echten Option.

Können auch Menschen Winterschlaf halten?

Die Marburger Forscher konnten belegen, dass die Winterschlaf-Gene der Lemuren prinzipiell auch beim Menschen vorhanden ist. Darum erscheint es auch nicht mehr so abwegig, dass der Mensch, genau wie die Affenart, in eine Art Starre verfallen kann. 

Dafür, dass ein Winterschlaf auch bei einem Menschen möglich ist, sprechend außerdem die Verhaltensweisen eines sibirischen Volksstamms: Noch vor etwa 100 Jahren soll es in der Gegend des russischen Poskow einen Volksstamm gegeben haben, der in der Winterzeit eine Art Winterschlaf hielt. In Zeiten der Nahrungsmittelknappheit versammelten sich die Menschen dazu um ein Feuer – und schliefen. Nur einmal pro Tag standen sie kurz auf, um etwas Brot zu essen und Wasser zu trinken, bevor sie wieder Schlafen gingen. So soll es ihnen möglich gewesen sein, ganze sechs Monate geruhsam zu überwintern.  

Das ist doch kein echter Winterschlaf, mag nun der eine oder andere denken. Schließlich stand jeder der russischen Winterschläfer täglich auf, um etwas zu trinken und zu essen. Das stimmt zwar – dennoch lässt sich die russische Winterruhe durchaus als Winterschlaf bezeichnen. Denn die Vorstellung, dass es sich dabei immer um ein mehrmonatiges „Durchschlafen“ handelt, ist schlichtweg falsch.

Auch bei Tieren verläuft die Winterschlafphase in Abschnitten. Längere Phasen des Schlafens und der reduzierten Stoffwechseltätigkeit wechseln sich dabei mit kürzeren Wachphasen ab. So schlafen auch Igel beispielsweise nur etwa 1 bis 3 Wochen, bevor sie kurz aus dem Winterschlaf erwachen.

Kein Winterschlaf trotz Winterschlaf-Gen?

Obwohl der Mensch also prinzipiell über ein Winterschlaf-Gen verfügt, schläft er im Winter nicht. Insbesondere denjenigen, die die kalte Jahreszeit gerne schnell hinter sich bringen würden, kommt das komisch vor. Warum verschläft der Mensch nicht einfach den Winter, wenn er es doch eigentlich könnte?

Ganz einfach: Er braucht keinen Winterschlaf. Es besteht hierzulande weder die Notwendigkeit, Energie zu sparen, noch wird die Nahrung im Winter knapp. Man nimmt jedoch an, dass Menschen in Notsituationen nach wie vor in den Torpor – so heißt der Winterschlaf wissenschaftlich – verfallen können. So wurde 2006 beispielsweise ein Japaner aufgefunden, der über 20 Tage eingeschneit war. Sein Stoffwechsel war fast bis zum kompletten Stillstand heruntergefahren – er überlebte das Schneemartyrium jedoch dennoch mit Unterkühlungen.

Winterschlaf ist gar nicht so gemütlich

Dass Schlafmangel viele negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist hinlänglich bekannt. Allerdings könnte ein Winterschlaf beim Menschen – selbst wenn wir dazu in der Lage wären, den „normalen“ erholsamen Nachtschlaf ohnehin nicht ersetzen. Schließlich handelt es sich beim Winterschlaf, dem Torpor, um eine ganz andere Art der Ruhe.

Topor bedeutet – wörtlich übersetzt – Erstarrung. Der Stoffwechsel wird während des Topors auf ein Minimum heruntergefahren und der Körper tritt in einen Energiesparmodus ein. Lediglich die absolut lebenswichtigen Körperfunktionen bleiben erhalten. Die Gehirnströme hingegen wechseln nicht wie beim normalen Nachtschlaf zwischen Traum- und Tiefschlafphase hin und her. Der Winterschläfer wacht üblicherweise ziemlich müde auf und sehnt sich nach einem Erholungsschlaf. 


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